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Kreierende Wertschätzung

Autorenbild: KataKata

Aktualisiert: 2. Sept. 2024

Dieser Blogeintrag dokumentiert die Konzeption meiner Fotoserie "Kreierende Wertschätzung".

Um diese einzeln anzuschauen, klicke hier.


photography series - human creations

Die Problemstellung und Motivation


Das Auseinandersetzen mit unserer Wirklichkeit und den uns umgebenden Bedingungen führt oft dazu, dass wir bestimmte Bereiche unseres Lebens neu wahrnehmen. Eine solche Auseinandersetzung erfolgte auch dieses Jahr im Fach Fotografie, wobei sich der gesamte Kurs dem Oberthema „Schein oder Sein“ widmete. Das Untersuchen des feinen Grats zwischen Realität und Illusion ist eine Tätigkeit, die sich in vielen alltäglichen oder akademischen Begebenheiten wiederfindet. Sei es das Reflektieren seiner eigenen Person, um zu ergründen, wo man eventuell unehrlich mit sich selbst ist, oder die Beschäftigung innerhalb anderer künstlerischer Disziplinen. Wie zum Beispiel der Denkmalschutz, der sich dieses Jahr auch ausführlich mit dem zweiseitigen Charakter einiger Gebilde beschäftigt hat. Der Reiz das wahre Wesen der Dinge zu erkunden ist allgegenwärtig und lässt sich überall nachverfolgen. Es ist aber eine Tatsache, dass die Zeit kurz und die Kunst lang ist, wodurch wir uns im Kurs jeweils ein gesondertes Unterthema suchen mussten. Dies geschah mit einer allgemeinen und offenen Herangehensweise. Von verschiedenen Kreativtechniken wie Brainstorming oder Mind-Mapping, bis hin zum Lesen philosophischer Texte wie das Höhlengleichnis, waren unseren Forschungen keine Grenzen gesetzt. So fand ich letztendlich genau den Aspekt, den ich bearbeiten wollte.


Die Auswahl war nicht einfach, denn es gab mehrere Favoriten. Gespannt von der Betrachtung von Träumen und Fantasien, bis hin zur Erkundung des „Nichts“ und dessen Ausmaße, habe ich mich letzten Endes für etwas Fundiertes und Vertrautes entschieden: das Thema „menschliche Errungenschaften - heute und früher“. Auf diesen konkreten Aspekt kam ich, als ich mich mit dem Schwerpunkt „Schöpfung und Ideen“ auseinandergesetzt habe, der genauso „sein oder scheinen“ kann. Der Grund, warum ich mich letzten Endes darauf festgelegt habe, ist meine persönliche Fixierung und Faszination für Kreationen aller Art. Als junge Gestalterin gibt es für mich kaum eine größere Kunst als all jenes, dass durch unsere eigene Handgriffe entsteht. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie einen künstlerischen, bildenden oder praktischen Wert haben. Allein das Vorgehen und Ausführen beim Erschaffen, nicht allein dessen letztendlicher Nutzen, ist bemerkenswert. Insbesondere da die Art und Weise beim Kreieren sich überall unterscheidet und auch sehr wohl, miteinander in Konkurrenz treten kann.


Was aber wirklich heraussticht, ist die Annahme, dass wir Menschen die wohl größten Handwerker und kreativsten Köpfe sind. Es sei dahingestellt, ob es darauf zurückzuführen ist, dass wir alten Erzählungen zufolge selbst schon Gottes Schöpfung sind und uns daher das Erstellen aus dem scheinbaren Nichts im Blut liegt oder wir evolutionsbedingt die Kompetenzen mitbringen. Relevant bleibt, dass wir es tun und damit niemals aufhören, wobei Zeit und Geschichte unsere Zeugen sind. Ich finde es genial, was Menschen (er)schaffen können, wenn sie es nur wollen. Der oft angezweifelte Kritikpunkt der Ethik dessen, ist eine parallel liegende Frage, mit der ich mich innerhalb dieser Arbeit nur oberflächlich beschäftigen werde. Diese fotografische Serie soll vor allem einen lobenden und vorantreibenden Zweck verfolgen, als grobe Missstände aufzudecken. Diese dienen aber dazu sich dem großen Ganzen wieder bewusst zu werden, denn Kreation ist zeitlos. Dieser Satz kann als leitendes Motiv meiner Arbeit gesehen werden, denn genau darauf möchte ich näher eingehen. Egal ob eine Erfindung vor zehn, hundert oder tausend Jahren entstand; ich sehe sie als wertvoll an. Was wir heute besitzen, verdanken wir den Erfolgen und Misserfolgen der Vergangenheit. Eine Wertvorstellung, die also nicht an Komplexität oder letztendliche Nutzbarkeit gekoppelt ist. Die heutigen Werke besitzen wir nur, weil dessen „Erschaffen“ schon vorher begonnen hat. Alles heute nicht mehr Genutzte, kann der Bauplan und die Motivation für zukünftige Vorhaben sein.


Einen prägnanten Titel für diese Serie zu finden, war nicht einfach, da ich viele konkrete Punkte ansprechen möchte. Zum einen die historische Sichtweise, wobei eine direkte Gegenüberstellung zwischen dem heutigen und früheren Werk angestrebt wird. Dann, die schon im Vorfeld erwähnte kritische Position, wobei die Anstrengungen und Mühen der Vergangenheit, im Zuge der luxuriösen und die bequemen Privilegien und Vorteile der Zukunft, vergessen werden. Hierbei spielt die Selbstverständlichkeit eine große Rolle, denen wir verschiedenen Gebrauchsgütern gegenübertreten. Wer denkt schon daran, dass früher, sogar in eisiger Kälte, eine Telefonzelle aufgesucht werden musste während heute ein Anruf über das Smartphone getätigt wird. Da die Mehrheit meiner Einfälle zu negativ belastet war und mir ein geschichtlicher Schwerpunkt allein nicht gereicht hat, musste ich wiederholt umdenken. Ich versuchte treffende Schlagwörter zu finden, um hervorzuheben, was ich aussagen möchte, kurz und triftig zu vermitteln, ohne jedoch eine stagnierende und einfallslose Überschrift zu wählen, die keinen Raum für Interpretation zulässt. So kam ich schließlich auf den Titel „Kreierende Wertschätzung“. Zwei präzise Wörter, die in Beziehung miteinander oder für sich selbst stehen können. Das „Kreierende“ bezieht sich hierbei auf die zeitlosen Errungenschaften, die ich dokumentieren und in den Vordergrund stellen werde. Die „Wertschätzung“ dient dem Lob, welches der harten Arbeit und dem Ideenreichtum hinter den Objekten und Konzepten gewidmet ist. Die Kombination beider Worte, insbesondere bei Betrachtung der Fotoreihe, ermöglicht dem Adressaten gar unendlich viel Spielraum für eigene Einfälle. Damit ist gemeint, dass wir die Wertschätzung, dem Fortschritt und dem Handwerk gegenüber, erst „erschaffen“ müssen. Sogar eine Erinnerung daran brauchen, durch eine künstlerische Arbeit wie diese. Meint der Titel somit, dass jedes entstehende Werk eine Dankbarkeit ihren Vorgängern gegenüber beinhaltet? Oder die Tatsache, dass allein das Kreieren selbst höchste Anerkennung verdient? ... Zu entscheiden, was mit diesen beiden Wörtern gemeint ist, überlasse ich jedem selbst.


Komme ich auf die gesellschaftliche Relevanz meiner Arbeit zu sprechen, lässt sich sagen, dass wir alle in irgendeiner Form, immer schöpferisch tätig sind. Es ist nur selten eindeutig. Während eine große aus Marmor gemeißelte Statue als eindeutiges Beispiel gelten kann, dürfen auch die eher banalen und einfachen Handlungen nicht vergessen werden. Wie die schnell geschriebene Mail an einen Kollegen oder das malerische Kunstwerk eines Kleinkindes. Man könnte sich jetzt natürlich fragen, was hat das eine mit dem anderen zu tun? Und darauf lässt sich eine schnelle Antwort finden: Anerkennung, Bewegung und Fortschritt. Jeder möchte entsprechend für sein Schaffen geachtet werden. Das Kind möchte von den Eltern hören, dass sie diese Kreativität gutheißen und der Mitarbeiter im Betrieb will sich sicherlich nicht sagen lassen, dass er nie in sein Postfach schaut. Jeder hat etwas, dass ihn antreibt, und es ist unglaublich wichtig, jene Leidenschaft zu verfolgen, weil man sonst im Leben stillsteht und nicht in Reife und Intellekt wächst. Genauso wichtig ist es, worin Energien, Anstrengungen und Ressourcen fließen, mit Achtung und Sorgsamkeit zu behandeln.


Wertschätzung lässt sich nur schwer direkt und eindeutig durch Statistiken messen. Es kann eben nicht garantiert werden, dass in einer Befragung herausgestellt werden soll „wie dankbar man für alles ist“, jeder die Wahrheit erzählt, bzw. sich selbst richtig reflektiert. Was aber selten Lügen erzählt, sind Fakten und Zahlen rundum Konsum und Verbrauch. Ein Bild davon wie viel eigentlich, besonders unnötigerweise, gekauft und weggeschmissen wird, spiegelt äußerst eindeutig die allgemeine Achtung dem gegenüber wider, was man konsumiert. So landen rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr in Deutschland im Müll. Mit 50 Prozent entsteht der Großteil der Lebensmittelabfälle in privaten Haushalten, wobei etwa 75 Kilogramm pro Person und Jahr in den Privathaushalten in Deutschland weggeworfen werden(1). Die Zahlen sprechen für sich, wenn hinterfragt wird, wie geachtet die Anstrengungen der Bauern und Landwirtschaftsbetriebe sind. Ganz zu schweigen von den vielen Essensresten, die so viel sinnvoller genutzt werden könnten. Es ist jedoch, wie man in diesem Beispiel sehr gut erkennen kann, nicht nur eine Frage der Wertschätzung sondern auch der Notwendigkeit. Brauchen wir immer, das Neuste vom Neusten? Kann das Alte nicht auch ausreichend sein? Brauchen Kinder bereits im Alter von 10-11 Jahren ein Handy(2)?


Es gehört zum Selbsterhaltungstrieb des Menschen, immer nach einem Ideal zu streben und die beste Lebenssituation für sich zu ermöglichen. Dieses Vorhaben an sich möchte ich auch gar nicht in Frage stellen, was ich jedoch sehr wohl anzweifle, ist ob dieses Ideal stets mit Materialismus und Kapital in Verbindung stehen muss. Viele Freuden im Leben existieren unabhängig vom Einkommen oder luxuriösen Vergnügen. Der Müll einer Person kann der Schatz eines anderen sein. Dies beweisen auch viele Künstler, die aus nicht mehr erwünschten und entsorgten Materialien, neue und spannende Werke schaffen. Seien es alte Reifen, die durch Yong Ho Ji in eine Skulptur geformt werden, Plastikmaterial, welches von Tan Zi Xi in einen experimentellen Ozean verwandelt wird, oder Pop-Art Portraits aus alten Kassetten durch Erika Iris Simmons(3). Ganz gleich ob alt oder neu, Materialien, Ideen, Verpackungen, Verbrauchsgüter, all dies kann so viel mehr, als nicht mehr genutzt und weggeschmissen zu werden. Jede Ressource und Gedanke ist wertvoll und sollte dementsprechend behandelt werden, denn darin liegen die Potentiale und Fundamente, Großes zu kreieren. Dies ist nicht nur eine künstlerische und romantisierende Vorstellung, sondern auch eine den Naturgesetzen unterliegende Regel. Energie kann weder erzeugt noch vernichtet werden. Sie kann lediglich von einer Form in eine andere umgewandelt werden(4). Warum also sollten wir diese Energie, die wir sowieso immer wieder freigeben und verwenden, nicht stets für etwas Sinnvolles und Langlebiges nutzen?


Abschließend zum Aspekt der allgemeinen Bedeutsamkeit möchte ich anmerken, dass es nichtsdestotrotz jedem freigestellt sein sollte, wie man seinen eigenen Umgang mit den angesprochenen Themen gestaltet. Einen Zwang zu erzeugen, dass jeder das gleiche Wertesystem annimmt, wäre diktatorisch und das Vorhaben jenes friedlich umzusetzen utopisch. Wichtig ist es, eine eigene Einstellung seiner Umwelt und dessen Mühen gegenüber zu entwickeln und abzugleichen, ob man es auch aushält, sollte einem dieselbe Haltung vorgeführt werden. Gäbe es diese unterschiedlichen Abwägungen und Prioritäten nicht, würde die Welt in einen monotonen Gleichschritt fallen, der auch keine Innovation zulassen würde. So sehr also auch Arbeiten wie meine, oder der zuvor angeführten Künstler, die Menschheit zum Um- und Nachdenken motivieren sollten, bleibt trotzdem die Eigenart eines jeden bestehen, welche schöpferische Kräfte und Ziele füttert. Wer weiß, wenn Thomas Edison, dem Erfinder der Glühbirne, damals eine Kerze gereicht hätte, würden wir wahrscheinlich immer noch im Dunklen sitzen.


Um jedoch auf meine Fotoserie und ihren eigentlichen Kern zurückzuführen, würde ich gerne zusammenfassend darauf eingehen. So relevant es auch ist, auf Probleme aufmerksam zu machen, empfinde ich es genauso wichtig, Anerkennung und Respekt zu zollen. Viele Werke wollen meist appellieren, zur Tat aufrufen oder beschwichtigen. Bezüglich dieser Abbildungen sind meine Zwecke verschieden. Es ist wichtig sich darüber bewusst zu werden, wie weit wir gekommen sind. Jedes Bild kann als kleines Danke gedeutet werden, dass unsere begrenzte Zeit immer dafür genutzt wird, zu entdecken und zu erfinden. Wir beschweren uns viel und haben oft etwas auszusetzen. Beispielsweise werden einige Entwicklungen nicht zeitgemäß unserer Vorstellung umgesetzt. Dabei vergessen wir vollkommen in welchem Tempo wir mittlerweile Fortschritte erzielen.

Das World Wide Web wurde 2019 gerade mal 30 Jahre alt(5), wir haben eine stetig steigende Lebenserwartung zu verzeichnen(6) und können so gut wie jedes Jahr mit einem neuen „iPhone“ rechnen(7). Vielleicht ist es auch gerade diese Geschwindigkeit und Fülle an Neuerungen, die uns so viel Achtsamkeit und Genugtuung raubt. Geht man in sich, so kann manchmal der Wunsch bestehen, die Welt anzuhalten, weil es zu schnell geht. Aus jeder Ecke kommt eine neue Innovation, es ergibt sich kaum mehr die Möglichkeit, still zu stehen und alles um uns herum Geschehene zu bestaunen. Diese Gelegenheit will ich mit meiner Fotoserie schaffen. Wann wird sonst daran gedacht, dass wir keine Briefe mehr schreiben, früher die Lösung krankheitsbedingter Beschwerden nicht gut verträglich und ordentlich verpackt zugänglich war und heute lieber gezockt als Karten gespielt wird? Innerhalb dieser Arbeit, soll Platz für diese Erkenntnisse geschaffen werden, die jeder Betrachter als Botschaft für sich mitnehmen kann.


Mein persönlicher Wunsch ist es, dem Besucher eine grundlegende Erinnerung an Achtung und Ernüchterung, aus meiner Fotografie Ausstellung mitzugeben. Die Serie zielt nicht auf eine spektakuläre, tief bewegende Widerspiegelung der Dinge ab. Dafür ist das Thema und die Art wie ich es bearbeitet habe, zu sanftmütig und rational. Ich gehe davon aus, dass Interessenten die eine Ausstellung dieser Art besuchen, bereits eine unterbewusste Neugier und bereitwillige Auffassung der Inhalte mitbringen. Ich zweifle nicht daran, dass es beim Ansehen der Bilder zur Ideenfindung kommt. Diese Reaktion führt zu einem weiteren Prozess: das Auseinandersetzen mit den Abbildungen und eine Besinnung darauf, welche Nachrichten sie möglicherweise transportieren. Was der Betrachter sieht oder versteht, soll nicht aufgezwungen werden. Ihnen sollen Anhaltspunkte, Möglichkeiten und interessante Betrachtungen, durch die Vorgehensweise meiner Gestaltung dargeboten werden. Der eine könnte die Bilder für skurril halten, während der andere sie als eindeutig identifiziert. Was letzten Endes die Auffassung ist, sei zweitrangig. Wichtig ist, dass sich eine Idee bildet und das Muster innerhalb der Fotos erkannt wird. Die Abbildungen verbinden die Kombinationen aus alt und neu, früher und heute. Dieser Aufschluss ist unübersehbar und anhand dessen lassen sich alle weiteren Kausalketten und Alternativen spinnen. Es ist wie ein kleines Rätsel, welches aufgeschlüsselt werden muss, wobei viele Puzzleteile zur Lösung führen können. Meine Arbeit war wirkungsvoll, wenn beim Verlassen der Ausstellung wieder Wahrheiten aus dem Alltag hervorgehen. Sei es das Zurückversetzen in alte Zeiten, die Einsicht, dass der heutige Fortschritt unser Leben erleichtert oder ein kleines Staunen der aktuellen Möglichkeiten. Jeder dieser Eindrücke ist sehr förderlich und wird geschätzt.


Die Fotoserie ist meines Erachtens für jedes Alter geeignet und mental gut zu verarbeiten. Einige Nuancen sind auffällig. Im Kindesalter kann der Ausdruck der Bilder anders wahrgenommen werden. Besteht der Anspruch, sich mit der tieferen Bedeutung und Mitteilung der Werke auseinanderzusetzen, empfehle ich die Serie für Besucher von 16 bis 80 Jahren. Eine analytische, künstlerisch ausgerichtete und philosophisch angehauchte Umsetzung wie diese, benötigt ein gewisses Maß an interpretativer und erörternder Kompetenz. Diese möchte ich jedoch Altersgruppen, die nicht genau in diesen Rahmen fallen, nicht absprechen. Eine Person jeden Alters, die sich in der Lage fühlt eine Vorstellung zu entwickeln, welche Bedeutung hinter jenen Bildern liegt, kann gerne eine eigene Meinung bilden.


Eine sozioökonomische Einordnung empfinde ich in diesem Fall als nicht nötig, wie in einem früheren Teil der Konzeption schon erwähnt, trägt jeder schöpferische Eigenschaften in sich. Diese sind allerdings nicht an den Stand innerhalb der Gesellschaft oder an das Vermögen geknüpft. Die einzigen Unterschiede, die sich hierbei feststellen lassen könnten, sind, wie unterschiedliche Individuen verschiedene Interpreationen entwickeln, was jedoch völlig verständlich, natürlich und gewollt ist. Eine einkommensstärkere Person denkt vermutlich weniger über die Wiederverwertbarkeit oder bescheidene Nutzung unterschiedlicher Güter nach, als eine ärmere Person. Jedoch ist dies kein eindeutiger Sachverhalt. Gerade diese unterschiedlichen Facetten, die jede Persönlichkeit in sich trägt, geben einer weit gefächerten Arbeit wie dieser, Halt und Wert. Aus diesem Grund, würde ich eine weitere Eingrenzung nicht vornehmen.


Diese Serie ist für alle, die sich für Kunst, Fotografie und einen intellektuellen Austausch interessieren. Vor allem kommen Themen wie Nachhaltigkeit und Selbstverständlichkeit zu Stande, die heutzutage stark aufgegriffen werden. Das Erkenntlich machen anderer Sichtweisen und verdrängter Einsichten, kennt kein Geschlecht, keine Staatsangehörigkeit und auch keine Sprache. Lediglich die psychische Fähigkeit und das Interesse muss gegeben sein, sich auf so eine geistige Exkursion einzulassen.


Umsetzung und gestalterische Entscheidungen


Im Rahmen meiner Arbeit musste ich nicht nur viele gestalterische Entscheidungen treffen, sondern auch dementsprechende Lösungen finden, um diese umsetzen zu können. Nachdem das herausgearbeitete Unterthema zu „Schein oder Sein“ festgelegt war, galt es zu konkretisieren, wie genau sich eine solche Serie konzeptionieren und letztendlich ausführen lasse. Zur Bewerkstelligung bin ich künstlerische sowieso technische Aspekte durchgegangen, die dazu verhalfen diese Reihe zu realisieren. In diesem Teil der Konzeption werde ich auf die einzelnen Optionen die mir zur Verfügung standen eingehen und herauskristallisieren, warum ich mich für jene entschieden habe und wie sie meiner Arbeit dazu verhelfen, dieser ihren Ausdruck zu verleihen.


Begonnen habe ich mit der Aufschlüsslung der Motivwahl. Der zentrale Kern der gesamten Serie liegt größtenteils darin, althergebrachte Anteile und Erfindungen unseres Lebens, dem Modernen gegenüberzustellen. Wie zuvor ausgeholt, gibt es Unmengen an unterschiedlichen Errungenschaften. Um die Serie klar, nüchtern und nicht überladen zu gestalten, musste ich mich einschränken. Ich habe meine Auswahl auf verschiedene Kriterien heruntergebrochen. Zum einen mussten die Motive zum Fotografieren und vor allem für mich,

geeignet sein. Dies bedeutet, dass alles, was keine moderate Größe oder Kosten mit sich zieht bereits im Vorfeld ausscheidet, wie zum Beispiel ein Flugzeug. Ausgeschieden wurden auch alle Möglichkeiten, die aufgrund von Zeitmangel oder verwaltungstechnischen Gründen nicht realisierbar waren, beispielsweise ein Fotoshooting bei IKEA. Bereits diese Bedingungen führten dazu, dass sehr viele Ideen verworfen werden mussten. Dadurch fand ich neue Möglichkeiten, diese Arbeit persönlicher, nachvollziehbarer und alltäglicher zu gestalten. Ein weiteres Kriterium der Fotoreihe war ebenfalls, dass ein direkter Wandel im Medium selbst stattgefunden hat. Um Missverständnisse oder Unverständlichkeit zu vermeiden und eine bessere Einheitlichkeit von allem zu schaffen, ist dieser präzisen Voraussetzung geschuldet. Die fotografierten Erzeugnisse selbst mussten sich verändert haben und in ihnen muss die hauptsächliche Essenz stecken. Aus diesem Grund ist genauso das Thema Wasserversorgung entfallen, da es bei einer Wasserflasche und einem Brunnen, mehr um die Art und Weise der Funktionalität geht, als um das Objekt selbst. Durch diese geschaffenen Bedingungen, konnte ich mich auf machbare und ansprechende Inhalte konzentrieren. Um diesen eine Form zu verleihen, habe ich eine weitere Forderung an die Serie gestellt. Alle Motive müssen Rubriken bzw. Themen untergeordnet sein, um eine bessere Übersichtlichkeit und Ordnung zu schaffen, sowie dem Betrachter die Möglichkeit zur Assoziation zu geben. Eine thematische Wiederholung innerhalb der Reihe ist ausgeschlossen und alle Aufnahmen sollten gestalterisch ähnlich aufgebaut sein. Eine weiterer Grund für die Größe der Motive, ist nicht nur die Machbarkeit sondern auch die angeordnete Harmonie.


Im Zuge dessen, haben sich insgesamt sechs Themen ergeben, die das Ausmaß meiner Serie definieren. Innerhalb von sechs Bildern möchte ich die Gesamtheit meiner Botschaft transportieren, wobei jede Fotografie stellvertretend für einen Teilbereich steht. Ich empfand diese Menge als angemessen und gut präsentierbar für diese Reihe. Eine gerade Zahl war vorgesehen, da die Gegenüberstellung innerhalb der Bilder immer paarweise erfolgt. Während acht Fotos mir zu viel erschienen und ich mit vier nicht alle meine wichtigen Gedanken hätte präsentieren können, blieb mir nur noch diese Variante.

Die schlussendlich ausgewählten Rubriken und Motive, fallen wie folgt aus:


1 Kunst: Staffelei/Pinsel/Farben > Tablet

2 Lichtzufuhr: Kerze > Glühbirne

3 Unterhaltung: Spielkarten > Kontroller von Konsole

4 Medizin: Kräuter > Tablettenverpackung

5 Kommunikation: Brief/Feder/Tinte > Smartphone (Chat)

6 Bildung: Abakus > Taschenrechner


Dies sind die Richtungen, die ich am ehesten versuche zu repräsentieren. Meine Gründe sind vielfältig und eine umfangreiche Erläuterung würde den Rahmen sprengen. Um meine Erklärung möglichst schlicht und unkompliziert zu gestalten, liegt die Auswahl in Abhängigkeit der zuvor angegeben Kriterien, sowie in meinem eigenen Interessenbereich. Kunst zum Beispiel war ein persönliches Muss für mich, während die Mehrheit der anderen Themen damit zu tun haben, dass ein allgemeiner Bezug besteht. Die Tatsache, dass ich für meine Serie schlichter denken muss, wurde ein Teil meines Gestaltungsprozesses. Aufgrund meiner Hindernisse habe ich mich begrenzt und dementsprechend innerhalb dieser Grenzen

agiert. Mir standen nur sehr alltägliche Utensilien zur Verfügung, die ich bestens an das alltägliche Leben anknüpfen kann. So entstand die Beziehung zwischen Motiven und Rubriken. Sie sollten im Rahmen des Oberthemas und der Botschaft passen, sowie verständlich und wieder erkennbar sein. Auf diese Weise, schafft man aus Barrieren Potentiale.


Im weiteren Verlauf des Konzepts erfolgt nun eine detaillierte Beschreibung der Gestaltung der Serie. Hierbei werde ich nicht jedes Bild einzeln durchgehen, da dies zu vermehrten Wiederholungen führen würde. Im Allgemeinen teilen sich die Bilder ihre Ästhetik, da eines der Ziele die Wiedererkennbarkeit einer Serie ist. Die Vorgehensweise mit der ich diese Erläuterung durchführe, ist die Analyse relevanter Gestaltungsmittel und das exemplarische Heranziehen der Bilder, um die künstlerische Wirkung an ihnen zu belegen. Beginnend mit einer kleinen Übersicht der Reihe, ist eindeutig Objektfotografie zu erkennen, wobei es um einen Fokus auf das minimierte Wesentliche geht. Ich wollte die Gegensätze und die Materie der abgebildeten Gegenstände so klar und natürlich wie möglich präsentieren, sodass alle Einzelheiten erkannt werden können. Dies bedeutet, dass die Umgebung vollkommen neutral gehalten wurde. Jede Rubrik erhält ein Einzelbild. Der Verzicht auf eine Collage ist dem geschuldet, dass keine Ablenkung erzeugt werden soll. Mehrere Bilder derselben Motive mit jedoch unterschiedlich angewandten Gestaltungselementen, würden nur zu Verwirrung und Reizüberflutung führen. Mein Anliegen an den Betrachter ist, genau ein Bild je Thema vor sich zu haben, mit dem sich auseinandergesetzt wird. Keine Störfaktoren, nur die Modelle selbst und ihre Ausstrahlung. Freiheiten liegen in der Perspektive und Bildsprache. Die gesamte Arbeit hat einen sehr sanftmütigen Charakter. Damit dieser jedoch nicht einschläfernd sondern interessant wirkt, wurden verschiedene Dynamiken und Perspektiven verwendet. Um diese jedoch nicht willkürlich wirken zu lassen, wiederholen sie sich in den Bildern. So wurden die ersten zwei Fotos sehr zentriert und frontal geschossen, während die weiteren Bilder in der Reihe Schrägen aus einem ähnlichen Fluchtwinkel beinhalten, die teils mehr und teils

weniger extrem ausfallen. Damit wurde bezweckt, dass die Motive zu sich selbst und zu einander einen eigenen Charakter entwickeln. Hierbei war es sehr wichtig abzuwägen, den Charakter einen wieder erkennbaren Serie zu wahren, den Objekten allerdings Freiraum für eine individuelle und eigene Darstellung zu geben, da trotz Oberthema, jedes Motiv seine eigene Form und Präsenz hat. Sie gleichzustellen wäre ihnen nicht würdig und würde die Bilder langweilig und steril wirken lassen, was aber nicht das Ziel ist. Sauber und klar bedeutet hierbei nicht absolut einheitlich.


Um die spannende Gestaltung der Bildsprache zu unterstützen, wurde hierfür das Querformat gewählt. Dies ist damit zu begründen, dass die aufgenommenen Kompositionen hauptsächlich in die Höhe oder die Ferne gehen, also eine vertikale Bewegung aufweisen. Mit der Wahl des horizontal liegenden Querformates, schafft sich ein Kontrast, der das Auge reizt. Es entsteht ein Gegensatz zwischen Format und Motiv, so wie ein Gegensatz in der Aktualität der abgebildeten Objekte zu erkennen ist. Neben der Perspektive und der nach oben angelehnten Ausrichtung der Gegenstände, sind die im Bildaufbau mit integrierten Ebenen auch von großer Bedeutung für die Botschaft der Serie. Diese Ebenen entstehen daraus, dass sich die zeitlich zurückliegenden Erfindungen, hinter den neueren befinden. So liegen die Spielkarten zum Beispiel unter dem Kontroller und der Abakus steht hinter dem Taschenrechner, was einige Interpretationen ermöglicht. Sei es allein die chronologische Reihenfolge der Objekte, welche Relevanz ihnen heute zuteil kommt, oder wie das Moderne immer im Vordergrund der Köpfe der Menschen bleibt.


Die Komposition ist ein wichtiges, jedoch nur eins der genutzten Gestaltungsmittel.

Während ich mich beim Aufbau der Bilder bemüht habe Vielfalt zu zeigen, geht es bei vielen anderen Elementen um die Bewahrung des zuvor erwähnten sanften und nüchternen Charakters. Die gesamte Stimmung der Serie, soll eine friedliche und dankbare sein. Es soll kein Gefühl der Unruhe oder Unzufriedenheit vermittelt werden. Die Inhalte sind in einem positiv neutralem Flair gehalten. Dies hat unter anderem mit meiner angegebenen Motivation zu tun, die menschlichen Errungenschaften in einer stolzen Betrachtungsweise darzustellen. So viel Kritik sich auch an jedem einzelnen Objekt finden lässt, möchte diese Reihe die Kehrseite darstellen und ohne schlechtes Gewissen ein kleines Lob aussprechen. Diese sich ergebene Anmutung entstand nicht allein aus dem Willen heraus, dass die Serie so sein soll, sondern liegt auch beeinflussten Attributen zugrunde.


So hängen die ausgeglichene Lichtsituation und die Farbkodierung eng miteinander zusammen. Da bereits im Vorfeld eindeutig war, dass die Aufnahmen eine gemäßigte Atmosphäre haben müssen, war es von großer Bedeutung die Lichtverhältnisse dementsprechend anzupassen. Ich habe mich auf zwei primäre Lichtquellen begrenzt: natürliches, aus dem Fenster fallendes Sonnenlicht und reichhaltige Deckenbeleuchtung. Dabei wurde stehts im Kopf behalten, welches Empfinden die Fotos am Ende erwirken sollten. Ausgeglichenheit, Ruhe und Besonnenheit, kein Hauch von Aufregung oder Provokation, um der Botschaft und Konzeption so treu wie möglich zu bleiben. Aus diesem Grund war die Probe mit der Scheinwerferbeleuchtung kurzlebig, da sich das künstliche Licht als viel zu dominant und unangemessen verhielt. Es entzog der Szene Gelassenheit und Gleichgewicht, weshalb letzten Endes weniger doch mehr war. Die Deckenbeleuchtung und das Tageslicht waren vollkommen ausreichend, wobei vor allem Letzteres den Charakter der Serie sehr unterstützt hat. Das zarte, liebevolle Licht der Sonne, hat mit dem bläulich kühlen Umgebungslicht ein ideales Zusammenspiel erzeugt. Die gesamte Fotoreihe hat durchgängig einen leicht bläulichen Stich, für ein rationales und kühles Ambiente. Dies soll den Betrachter bei der unvoreingenommenen und unbefangenen Anschauung der Bilder unterstützen und verhält sich in Einigkeit mit der bewusst gewollten idyllischen Persönlichkeit der Serie. Hier besteht jedoch nun die Gefahr, dass alles zu distanziert und abweisend wirkt. Dies passiert nicht, da natürliches Licht in die kalte Umgebung einbricht und ein Gefühl von Leben und Frische schafft. Das Gelb des Sonnenlichts und das Blau der Umgebung erzeugen einen speziellen Komplementärkontrast. Die Bilder werden ausgeglichen und bleiben gleichzeitig ansprechend.


Zur Farbwahl lässt sich abschließend ergänzen, dass sich stets bemüht wurde, ein beständiges Verhältnis zwischen verschiedenen Tönen zu kreieren. Dies ist zum Beispiel bei dem Motiv mit den Spielkarten zu sehen, die so angeordnet wurden, um das Auge zu unterhalten. Eine abwechselnde Anlegung der Musterung macht das Foto interessanter, wobei die Unordnung wenig stört, weil sie größtenteils verschwommen im Hintergrund

liegt. Bei dem Bild mit der Rubrik Kunst spielen die ausgesuchten Farben auch eine größere Rolle. Die drei Farbtuben haben der sachten Umgebung entsprechend kühle und natürliche Nuancen. Warme oder äußerst auffallende Farbtöne würde die gesamte Komposition unbalanciert wirken lassen und die Stimmung kippen. So jedoch ergibt sich ein harmonisches Gesamtbild im Einklang mit der bläulichen Abstufung des Bildes.


Meine Arbeit stilistisch einzuordnen, gestaltet sich für mich als äußerst schwierig, da mir die Berührungspunkte und Erfahrungen bezüglich anderer Künstler und Stilrichtungen fehlen. Außerdem ist diese Fotoreihe größtenteils aus eigenem Antrieb und mit persönlicher Kreativität entstanden, wodurch sich ein Verzicht auf eine breit gefächerte Recherche und Referenzen bezüglich anderer Arbeiten ergeben hat. Mein Anspruch war, etwas vollkommen eigenes zu entwerfen, was allein mein geistiges Eigentum darstellt. Bezüglich Inspirationen und fotografischen Techniken kann ich jedoch einige Fotografen heranziehen, die ich im letzten Semester kennengelernt habe. Gursky, Blossfeld, Keetman und Becher sind Persönlichkeiten, die meinen anfänglichen Weg in die Fotografie mit begleitet haben und an die ich mich anlehnen konnte.


Technische Umsetzung


Die Gestaltung fotografischer Werke ist oft mit großen künstlerischen und stilistischen Forderungen verbunden. Während sich viele Elemente analog beeinflussen lassen, ist es heutzutage kaum zu umgehen, digitale Hilfsmittel zu verwenden um gewünschte Effekte zu erzielen. Nachdem ich ausgiebig auf den Charakter und das Erscheinungsbild meiner Arbeit eingegangen bin, werde ich in diesem Teil erläutern, wie ich jene technisch unterstützen konnte.


Zu Beginn, erfolgt eine Beschreibung meines Shootings. Fotografiert habe ich mit einer SONY Alpha 6100, welche meine persönliche Kamera ist. Ich habe sie mir zugelegt, um freier und experimenteller fotografieren zu können und um in die professionelle Fotografie einzusteigen. Zur Aufnahme der Bilder dieser Serie, habe ich das Studio meiner Schule genutzt. Eine recht große Halle, in der ein Teil speziell zum fotografieren eingerichtet und mit vielen Hilfsmittel versorgt war. Von Stativen bis Scheinwerfern war alles vorhanden. Verschiedene Hintergründe standen mir auch zur Verfügung, wobei ich mich für den weißen entschieden habe. Diesen empfand ich als neutralsten und unbeschwerlichsten. Die dunkleren und grauen Leinwände, hatten eine zu belastende und erdrückende Wirkung, die ich für meine Fotos ungeeignet waren. Daher war die weiße hölzerne Theke, die sich in der Nähe der Hintergründe befand, ideal und komplementiert die leere Leinwand. Von den Hilfsmitteln konnte ich im Verlaufe des Shootings kaum Gebrauch machen, da die Scheinwerfer, wie erwähnt, zu intensiv und verkünstelt wirkten und aus den Winkeln in denen ich fotografiert habe, ein Stativ nicht aushelfen konnte. Ich musste teils auf einen Stuhl steigen um die Objekte so zu erfassen wie ich es gerne wollte. Dadurch haben sich dann natürlich mehrere Anläufe ergeben, um möglichst gerade und unverschwommene Aufnahmen zu erhalten. Es ist für mich in der Fotografie jedoch selbstverständlich, möglichst viele Bilder zu kreieren, besonders bei so einer Session. Oftmals muss dann aus der breiten Masse, das best gelungenste Foto erfasst werden. Ich habe jede Rubrik und alle Motive einzeln fotografiert. Wenn genügend Bilder aufgenommen worden sind, wurde die nächste Szene aufgebaut. Das Beschaffen der Hilfsmittel und das Auf- und Abbauen der Kulisse mit eingerechnet, habe ich drei Stunden im Studio verbracht und alles geschafft, was ich mir vorgenommen hatte.


Damit diese Session erfolgreich ausging, musste ich einige problematische Situationen um manövrieren und meine Planung dementsprechend anpassen, wobei einige mehr Umdenken erforderten als andere. Während das Handy nicht hell genug war und immer wieder ausging, war mit veränderten Einstellungen innerhalb des Smartphones das Problem gelöst. Allerdings musste ich bei der Glühbirne herausfinden, welche Position ideal war, da sie gehalten werden musste. Eventuelle Spiegelungen (besonders beim Taschenrechner und Abakus) stellten sich als eine weitere Herausforderung dar, genauso wie veränderte Lichtbedingungen, die sich über den Tag verteilt ergaben. Innerhalb drei Stunden schritt die Sonne in ihrer Position voran, was die Stimmung der Szenerie beeinflusst hat. Die Lösungen zu diesen Problemen haben sich jedoch nach und nach ergeben. Für die Glühbirne habe ich eine kleine Konstruktion erstellt, wobei ich eine größere Kerze mitgenommen, den Docht entfernt, und die Glühbirne darin platziert habe. Dies hat natürlich zufolge, dass der untere Teil des Bildes abgeschnitten werden muss, da man die Befestigung sonst erkennt. Das Foto leidet darunter allerdings kaum, denn die Glühbirne ist in ihrer Gesamtheit noch immer als solche zu erkennen und der Bildausschnitt passt weiterhin in die Konzeption. Relevant für den Bildaufbau ist, dass die Objekte formatfüllend platziert und erkennbar sind. Ihre Vollständigkeit spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Die Spiegelungen konnte ich durch angepasste Platzierung der Objekte und veränderte Winkel beim Fotografieren minimieren, doch nicht vollständig entfernen. Anschließend traf ich die Entscheidung, dieses Problem in eine Möglichkeit umzuschleifen. Ich sorgte dafür, dass sich der Abakus im Taschenrechner spiegelt und habe somit eine weitere Ebene zur Interpretation geöffnet. Die Spiegelung des Abakus stellt einen „Teil seiner Selbst“ für den Taschenrechner dar. Die veränderten Lichtbedingungen waren eine größere Herausforderung, denn ich habe nicht die Fähigkeit, der Sonne zu kommandieren, wo sie stehen soll. Da ich sehr zügig und produktiv gearbeitet habe, konnte ich die meisten Fotos schießen, bevor die Sonne zu einem hartnäckigen Problem wurde. Einige Bilder hat es dennoch erwischt, doch haben die Gradationskurve und Helligkeits- und Kontrasteinstellungen

in Photoshop viel Abhilfe verleiht.


Ein weiterer Punkt, den ich nicht als Problem, sondern als nicht völlig schlüssig ansehe, ist die Sichtbarkeit von Marken. Obwohl diese auf den Bildern teils zu erkennen sind, spielen sie für meine Konzeption keine Rolle. Es ist jedoch unumstritten, dass viele Güter und Medien der heutigen Zeit, eng mit bestimmten Namen oder gar Statussymbolen verbunden sind. Dadurch kommt es auch, dass ich deren Erkennbarkeit nicht verhindern konnte. Bei einigen Aufnahmen, wie dem Tablet, hätte ich eine Retusche anwenden können. Bei der Tablettenverpackung und dem Kontroller ist dies allerdings nicht möglich gewesen oder das Bild wäre zu stark verfälscht worden. Im Sinne der gleichmäßigen Behandlung aller Bilder und dem Willen, die Fotos so natürlich wie möglich zu belassen, habe ich mich dazu entschieden, die Bezeichnungen bei den Aufnahmen nicht zu entfernen. Trotz aller Schwierigkeiten konnte ich meine Planung umsetzen und musste zu keinen spontan kreierten Alternativen greifen.


Um die technische Vorgehensweise noch einmal aufzugreifen und zu vertiefen, ist zu erwähnen, dass mit verschiedenen Kameraeinstellungen experimentiert wurde. Das genutzte Objektiv besitzt eine Brennweite von 16-50 mm, also ein Normalobjektiv. Meine Wahl fiel darauf, da ich so die Aufnahmen möglichst gleichmäßig betont und neutral gestalten konnte. Ein Weitwinkler führte zu perspektivischen Verzeichnungen und übertrieben fokusierten Vordergründen. Der Abbildungscharakter soll jedoch gleichmäßig bleiben und die Motive in ihrer Gesamtheit zeigen. Eine zu intensive Unschärfe kann Bilder verzerrt und unnatürlich wirken lassen und manchmal auch das eigentliche Ziel, das Wesentliche vorherzuholen, verfehlen. Besonders gut lässt sich dies am Foto mit dem Brief und dem Handy beschreiben. Von allen Fotografien besitzt dieses die meiste Bildtiefe. Eine größere Brennweite hätte zur Folge, dass nicht alle Objekte gleich gut erkennbar wären, was jedoch ausschlaggebend für diese Serie ist. Bei einer sehr minimalistischen und reduzierten Arbeit ist es wichtig, dass die wenig vorhandenen Elemente möglichst ideal eingefangen werden. Besonders für die Botschaft, die innerhalb dieser Fotoreihe transportiert werden soll, wobei jedes Objekt eine entscheidende Rolle spielt. Dem Betrachter soll es möglich gemacht werden, die Notwendigkeit und die Bedeutung der Motive individuell einzuschätzen und dies uneingenommen. Das funktioniert nur, wenn jeder Gegenstand auch die gleiche visuelle Gewichtung erhält. Daher war es das Ziel bei der Arbeit mit dem Objektiv, sowie der Schärfeverhältnisse, alle zentralen Objekte möglichst scharf und Hintergründe möglichst unscharf darzustellen. Dadurch fällt die Aufmerksamkeit sofort auf das Wesentliche. Den meisten Platz in den Bildern nehmen stets die Objekte ein, weshalb die größte Fläche der Aufnahmen auch scharf gesetzt werden muss. Allein bei den Spielkarten und der Konsole, sowie bei dem Brief, ist dieses Verhältnis gleich unterbrochen. Im oberen Teil des Fotos, wurden auch die Karten leicht unscharf gesetzt. Dadurch kommt, neben der Ebenen Anordnung, nochmal der Aspekt hervor, wie das Neue das Alte verdrängt. Beim zweiten erwähnten Bild wurde ein Teil des Umschlags, gemeinsam mit dem Hintergrund in eine Unschärfe gesetzt. Dies soll die Illusion von Entfernung und Weite vermitteln und dazu parallel gesetzt werden, wie wir Vergangenheit und Gegenwart wahrnehmen. Das Gegenwärtige (Handy) ist uns heute näher, als das Vergangene (Briefe).


Wie es meine Erläuterung zum Objektiv und zur Schärfe schon erschließen lässt, habe ich vorrangig mit einer großen Blende gearbeitet, ca. f3.5-5.6. Mir war es wichtig, die spezifische Lichtsituation möglichst akkurat einzufangen und zu vermeiden, dass die Bilder zu dunkel ausfallen. Die geringere Tiefenschärfe war auch relevant, um die bereits faden Hintergründe noch weiter auszublenden und so die Wahrnehmung auf die Motive zu richten. Im Zuge all dieser Entscheidungen, war es demnach auch klar, welche Location ich für mein Shooting benötigt habe. Wo anders als in einem Studio, hätten die Bilder nicht so entstehen können. Mir hätten die nötigen Bedingungen, die Ruhe und vor allem die angepasste Atmosphäre gefehlt. Innerhalb eines geschlossenen Raumes habe ich viel mehr Eingriffsmöglichkeiten und Kontrolle, als im Freien, ausgesetzt von Wind und Wetter. Ich konnte die Umgebung so neutral, sacht und ausgeglichen gestalten wie ich sie benötigte.


Abschließend haben die Fotografien noch eine minimale Nachbearbeitung in Photoshop erhalten. Das Bildrauschen wurde minimiert, Belichtung wurde angepasst, das Format wurde zugeschnitten und einzelne, störende Unreinheiten, wie kleine Holzsplitter bei der Staffelei und geringe Verschmutzungen bei dem Kontroller, wurden wegretuschiert.


Fußnoten:



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